Ja, tut sie das? Nein, die Zeit heilt mal gar nichts. Wenn wir unser Leben betrachten, dann stellen wir Höhen und Tiefen fest. Diese gibt es immer – das ist mehr als natürlich.
Dennoch ist es so, dass sich positive Erlebnisse im Gehirn verankern, wenngleich diese nicht unbedingt im Bewusstsein bleiben. Sie versinken tief in unser Inneres und immer dann, wenn wir negatives erleben, kommen sie hervor. Man erinnert sich an diese Zeit, diese Erlebnisse, man grinst vielleicht oder erfährt ein Glücksgefühl für den Moment. Allerdings kommen mit diesen positiven Erinnerungen auch zeitgleich eine Trauer – nämlich die Trauer nach diesen Erinnerungen. Man hat sie nun mal nicht mehr, man kann sie nicht mehr erneut erleben und letztlich übergeht das positive Gefühl in eine Phase der Trauer über. Da man diese Gedanken verstärkt in einer negativen Zeit erlebt, kommt also die Trauer nach dieser Zeit noch oben drauf.
18 Jahre – die streicht man nicht weg. Es waren 18 Jahre streitloses Leben mit dem wichtigsten Wort einer Beziehung: „gemeinsam“. Die Erinnerungen verblassen nicht. Schon gar nicht, wenn seit ihrem Tod das Leben alles andere als einfach ist. Wie sehr sehnt man sich nach dieser Zeit zurück, als der Tag unbeschwert begann und unbeschwert endete. Als jedes Problem kein Problem war, weil man es gemeinsam bewältigt hat. Die Zeit in der man sich freute nach Hause zu kommen und schon erwartet wurde. Die Zeit als man unbegrenzt offen reden konnte und man sich bei der Suche nach Wünschen erfolglos geschlagen geben musste…
Die Zeit heilt keine Wunden. Sie hilft vielleicht, die Maschinerie des Inneren wieder halbwegs zum laufen zu bekommen aber sie heilt weder die Trauer über einen Verlust, noch die Gedanken – zumindest so lange nicht, wie man keine Chance dazu bekommt.